Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

20.11.2015

Round-Table-Gespräch

Kluge Köpfe unter dem Kopftuch! Fachkräfte gewinnen

 

Zweites Round-Table-Gespräch in den
Räumlichkeiten der KWB e. V.

Auf der Seite der Arbeitgeber/-innen und Kollegen/-innen sollen Ängste und Unsicherheiten gegenüber Frauen mit Kopftuch abgebaut werden. Außerdem möchte die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gemeinsam mit Unternehmensvertretern/-innen und betroffenen Frauen Vorschläge und Ideen sammeln, wie Frauen mit Kopftuch der Arbeitsmarktzugang erleichtert werden kann.

Die anwesenden Frauen berichteten von ihren Erfahrungen in und mit Unternehmen: "Ich musste in der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten mein Kopftuch ablegen. Obwohl ich mich dabei unwohl fühlte, habe ich es gemacht. Denn die Ausbildung war mir sehr wichtig. Als Grund dafür, dass ich nicht mit Kopftuch arbeiten durfte, wurden eventuelle negative Reaktionen und der mögliche Verlust von Mandanten genannt. Nach einer fünfjährigen Elternzeit und nach meinem dritten Kind suche ich jetzt eine Anstellung sowohl bei Kanzleien als auch in der Stadtverwaltung, z. B. bei der Justizbehörde oder bei den Bezirksämtern." Eine andere Teilnehmerin, die bereits viereinhalb Jahre in einem Dienstleistungsunternehmen im Bereich Luftverkehr gearbeitet hat, berichtete: "Abgesehen von einzelnen merkwürdigen Fragen der Kollegen wie z. B. 'Duschst oder schläfst Du mit Kopftuch?' habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich glaube daran, dass ich auch mit Kopftuch Karriere machen kann. Ich sende meine Bewerbungsunterlagen ohne Foto. Wenn ich eingeladen werde, gehe ich selbstbewusst hin und versuche, das Unternehmen mit meinen Kompetenzen zu überzeugen." Ganz bewusst bewirbt sich diese Teilnehmerin intensiv bei Unternehmen, die die Charta der Vielfalt unterschrieben haben.

 

Sieben Unternehmensvertreter/-innen nahmen am
Round-Table-Gespräch teil

Nachdem die anwesenden Frauen ihre Erfahrungen und auch die erlebten Diskriminierungen bei der Arbeitssuche und in der Arbeitswelt geschildert hatten, richteten Unternehmensvertreter/-innen ihre Fragen an die Frauen. Wichtig war den Personalern/-innen vor allem, wie die Frauen auf Fragen von Kollegen/-innen oder Kunden/-innen zu ihrem Kopftuch, oder zum Islam reagieren würden. Deutlich wurde, dass von Frauen mit Kopftuch im Unternehmen Offenheit und Auskunftsbereitschaft zum Kopftuch und zum Islam erwartet würde. Die anwesenden Frauen betonten, dass sie sich über offene Fragen gefreut haben. Im direkten und offenen Austausch mit Kollegen/-innen konnten sie sich als individuelle Person darstellen sowie Ängste und Vorurteile abbauen. Eine Personalerin berichtete, dass sie zum ersten Mal eine Frau mit Kopftuch im kaufmännischen Bereich eingestellt hat und sehr gespannt ist, wie die Reaktionen der Belegschaft sein werden.


Im Gespräch wurde außerdem deutlich, dass der persönliche Kontakt und Austausch im Arbeitsleben wesentlich sind. Daran anknüpfend regte Petra Lotzkat, Leiterin des Amtes Arbeit und Integration der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, an, ein Botschafterinnen-Modell zu entwickeln, sodass Frauen mit Kopftuch mit Personalverantwortlichen ins Gespräch kommen. Darüber hinaus kam die Idee auf, einen Stammtisch von Frauen mit Kopftuch zu gründen, zu dem auch Gäste, z. B. Vertreter/-innen der Unternehmen, Kammern und Unternehmensverbände eingeladen werden.


Von einigen Firmenvertretern/-innen wurde der Vorschlag eingebracht, dass die Stadtverwaltung eine Vorreiterrolle bei der Einstellung von Frauen mit Kopftuch übernehmen und dies auch in ihren Stellenanzeigen deutlich machen sollte. Dazu sollten Werbekampagnen, Werbematerialien entwickelt werden, auf denen z. B. auch eine Frau mit Kopftuch abgebildet wird. Vorgeschlagen wurde auch eine Broschüre, mit der erfolgreiche Frauen mit Kopftuch als Vorbilder bekannt gemacht werden.


Wenn Sie Interesse daran haben, am Thema "Arbeitsmarktpolitische Integration von Frauen mit Kopftuch" mitzuwirken, wenden Sie sich gerne an Hülya Eralp, Tel.: 040 334241-338, E-Mail: eralp@kwb.de.