Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert
Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt
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Fachtag "Viefalt und Qualität" im Rahmen der IKO-Qualifizierung
"Die Podiumsdiskussion hat mir verdeutlicht, wie früh sich die Schere der schulischen Laufbahn öffnet", so die Teilnehmerin A. Schramm auf dem Fachtag "Vielfalt und Qualität – Vernetzung mit Kooperationspartnern für die interkulturelle Öffnung von Schule" am 26. November 2018. "Das hat mir noch mal den Impuls gegeben, Schülerinnen und Schüler, die gerade schwächer werden, früh aufzufangen, zu fördern und zu motivieren", erklärte die Lehrerin der Brüder-Grimm-Schule. Nach der Expertenrunde nutzten die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, auf der Messe Kontakte zu den rund 30 Kooperationspartnern des Landesinstituts zu knüpfen.
"Die Idee ist, das Selbstkonzept zu stärken, um den Lernerfolg zu steigern", erklärte Dr. Tim Müller vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung BIM im Zuge der Podiumsdiskussion. Experimente hätten gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler beispielsweise bessere Mathearbeiten geschrieben hätten, nachdem sie sich unmittelbar zuvor mit ihren Stärken und Leidenschaften auseinandergesetzt hätten. "Es ist wichtig, dass Lehrkräfte immer wieder Potenziale aufzeigen und individuelle positive Entwicklung honorieren – auch wenn die Leistung im Verhältnis zum Mittelwert der Klassenleistung abfällt", riet der Wissenschaftler.
Auch Stanislav Ivanov vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung, IfBQ Hamburg, betonte die Bedeutung der individuellen Bezugsnorm bei der Bewertung von Schülerinnen und Schülern. "Persönliche Steigerungen müssen spürbar gemacht und Erfolgserlebnisse geschaffen werden", empfahl er, um das Selbstkonzept aufzubauen und Potenzial freizusetzen. "Es gilt, den fortschreitenden Rückzug von Schülerinnen und Schülern mit geringerem Selbstkonzept zu verhindern!"
Anwendung der Theorie in der Schulpraxis
Wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, zeigte Birgit Singh-Heinike auf. Sie ist Schulleiterin der Stadtteilschule am Hafen, in der 80 Prozent der Schülerschaft eine Migrationsgeschichte haben. "Für unsere elften Klassen haben wir zweistündige Werkstätten etabliert, in denen die Jugendlichen angeleitet werden, individuelle Ziele zu formulieren und Schritte dahin festzulegen. Sie lernen auch, wie sie mit Enttäuschungen umgehen können", berichtete sie. "Wir wollen Schülerinnen und Schüler abholen, begleiten und wertschätzen – wie in einem Coaching."
Von Wissenschaft und Good Practice lernen sowie fruchtbare Kooperationen auf der Messe schließen – das war das Ziel des Fachtags im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI). Die Teilnehmenden nahmen das Angebot gerne an. "Ich komme schon im zweiten Jahr her", erklärte die Koordinatorin der Internationalen Vorbereitungsklassen an der Stadtteilschule Barmbek. "Die Messe bietet eine tolle Chance, Angebote kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen."
Interkulturelle Öffnung der Schule nur mit Unterstützung der Leitungsebene
Parallel zur Messe luden die Leiterinnen der Qualifizierung zur Interkulturellen Koordination (IKO) Regine Hartung von der Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung am LI und Dr. Rita Panesar von der KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung alle Schulleitungen der aktuellen Staffel zum Austausch ein. "Uns ist es ein großes Anliegen, die Schulleitungen so früh wie möglich mit ins Boot zu holen. Strukturelle Veränderungen an den Schulen durch die Arbeit der IKOs sind nur möglich, wenn sie dabei die volle Unterstützung der Leitungsebene haben", so Dr. Panesar. "Die IKOs sollen ja nicht nur Eltern und Lehrkräfte interkulturell beraten, sondern viel mehr als Veränderungsakteure an den Schulen agieren. Deshalb vermitteln wir neben dem interkulturellen Fachwissen auch Kompetenzen der Schulentwicklung", ergänzt Regine Hartung.
Dass interkulturelle Kompetenz an den Schulen dringend benötigt wird, darüber waren sich alle Schulleitungen einig. Was die IKOs an den einzelnen Schulen konkret initiieren können und welche gemeinsamen Ziele angestrebt werden, das wird jeweils im Rahmen der individuellen Fachgespräche zwischen den IKOs und den Schulleitungen gemeinsam mit den Leiterinnen der Qualifizierung ermittelt.
IKO-Qualifizierung als Flaggschiff der interkulturellen Öffnung von Schule
Ein Gesamtkonzept, das aufgeht. "Seit sechs Jahren gibt es das Format und es wirkt!", bestätigte Prof. Dr. Josef Keuffer, Direktor des LI. "50 Prozent aller Hamburger Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund – das macht etwas mit Schule. Und Sie, liebe IKOs, gestalten es mit!"
Eric Vaccaro, Leiter des Referats Steigerung der Bildungschancen in der Behörde für Schule und Berufsbildung lobte: "Mit der Qualifizierung steigern wir nicht nur die interkulturelle Kompetenz des schulischen Personals, was wir im Hamburger Integrationskonzept als Ziel definiert haben. Wir haben viel mehr ein Flaggschiff für interkulturelle Öffnung von Schule geschaffen!"
Die vierte Staffel der Interkulturellen Koordination ist im September gestartet und läuft über zwei Jahre. Die Lehrkräfte Hamburger Schulen werden in die Lage versetzt, als Veränderungsakteurinnen und -akteure die Schulentwicklungsprozesse ihrer Schule mit interkultureller Expertise zu unterstützen. Ziel ist die Qualitätsentwicklung von Schule in der Migrationsgesellschaft.
Fotos: © Jens Hannewald
Hintergrund: Der Fachtag wurde von der Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung mit dem Hamburger Netzwerk "Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte" am Landesinstitut gemeinsam mit der KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. veranstaltet. Er fand im Rahmen der "Qualifizierung zur Interkulturellen Koordination" als öffentliche Veranstaltung statt.
Alle Fotos: © Jens Hannewald