Lernen und Arbeiten im 21. Jahrhundert

Fachkongress des ddn-Netzwerks Hamburg zur Digitalisierung der Arbeitswelt

25.06.2019

"Es ist nie zu spät, beruflich wieder einzusteigen!"

Auftaktveranstaltung von "Stark im Beruf"

 

Nina Gausmann-Kiwus von der Servicestelle "Stark im Beruf"
in Berlin hielt das Grußwort

Dass das berufliche Comeback sehr gut gelingen kann, auch wenn man erst kürzlich nach Deutschland gekommen ist, bewiesen Linda Iwuala und Ana Bergholz bei der Auftaktveranstaltung des Bundesprogramms "Stark im Beruf" am 20. Juni im Flaks – Zentrum für Frauen. Die beiden Teilnehmerinnen zeigten im Interview eindrucksvoll, wie sie Fortbildung, Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Seit 2015 unterstützen die Träger Diakonie Hamburg, KWB und Flaks Mütter mit Migrationshintergrund aktiv auf ihrem Weg in die Erwerbstätigkeit. Bei der Auftaktveranstaltung zum Start der zweiten Förderphase gaben die drei Träger einen Einblick in ihre vielfältige Beratungsarbeit.

"Es ist nie zu spät, beruflich wieder einzusteigen!", ermutigte Nina Gausmann-Kiwus von der Berliner Servicestelle "Stark im Beruf" in ihrem Grußwort die Gäste. "31 Prozent der Mütter in Deutschland haben einen Migrationshintergrund – auf dem Arbeitsmarkt sind sie bislang jedoch noch unterrepräsentiert – mit dem Bundesprogramm "Stark im Beruf" wollen wir dies ändern!", fuhr Gausmann-Kiwus fort. Sie freue sich, dass dank der Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Europäischen Sozialfonds das Projekt nun in die zweite Förderphase bis 2022 starten könne.

Vom freiwilligen Engagement zum Beruf

Ninja Foik ist Leiterin des Projekts "Treffpunkt Beruf –
Mütter mit Migrationsgeschichte" der Diakonie Hamburg

Zu Beginn stellte Ninja Foik, Leiterin des Projekts "Treffpunkt Beruf – Mütter mit Migrationsgeschichte", die Arbeit der Diakonie Hamburg vor. Die Beratungsangebote der Diakonie erreichen die Teilnehmerinnen beispielsweise über die Zentrale Anlaufstelle Anerkennung oder die Migrationsberatung. Vor Ort beraten und coachen die Mitarbeiter/-innen der Diakonie die meist bereits sehr gut ausgebildeten Mütter individuell und vermitteln sie in passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen: 25 Prozent der Mütter haben beispielsweise den mittleren Schulabschluss, 21 Prozent bereits ein Studium abgeschlossen.

 Fast die Hälfte der Frauen, die sich bei "Treffpunkt Beruf" beraten lassen, haben sich vorher schon ehrenamtlich als Stadtteilmutter oder Elternlotsin engagiert. Der freiwillige Einsatz sei also ein guter erster Weg, um später auch den Schritt in die konkrete berufliche Lebensplanung zu wagen. 52 Frauen haben es dank der Beratung der Diakonie schon in Arbeit geschafft, 61 Teilnehmerinnen absolvieren derzeit eine Umschulung oder eine Ausbildung.

 Berufseinstieg konkret

KWB-Referentin Franca D'Urso interviewte die beiden "Stark im
Beruf"-Teilnehmerinnen Linda Iwuala und Ana Bergholz

Wie der erfolgreiche Jobstart für Mütter nach einem Praktikum oder einer Weiterbildung funktioniert, stellte KWB-Referentin Franca D'Urso im Interview mit zwei ehemaligen Teilnehmerinnen vor. Linda Iwuala ist vor mehreren Jahren von Nigeria mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen. Nach einem Deutschkurs, einer Weiterbildungsmaßnahme und einem Praktikum hat es dann geklappt: Heute ist die vierfache Mutter ausgebildete sozialpädagogische Assistentin und arbeitet in einer Kita in Teilzeit.

 

Auch Ana Bergholz berichtete von ihrem beruflichen Werdegang: "Ich bin wegen der Liebe von Chile nach Deutschland ausgewandert. Nach der Beratung bei der KWB habe ich erst einmal meine Projektmanagement-Kenntnisse in der Comeback-Weiterbildung ausgebaut und mich dann im Anschluss um einen Praktikumsplatz gekümmert." Mittlerweile arbeitet Ana Bergholz seit zwei Monaten bei der HSBA Hamburg School of Business Administration als International Project Manager und kann dort ihre vielfältigen Sprachkenntnisse einsetzen.

Beide "Stark im Beruf"-Teilnehmerinnen waren sich einig: Für eine Fortbildung oder Umschulung sei man nie zu alt. "Es lohnt sich immer, sich weiterzubilden. Wir sind motivierte Mütter und wir können was! Das sollten wir auch häufiger zeigen", so Linda Iwuala.

Vielfalt in der Berufswelt

Mirjana Javornik (l.) und Rukiye Cankiran präsentierten
die Vielfalt der "Stark im Beruf"-Mütter

"Hinter jeder Mutter, die zu uns in die Beratung kommt, steckt eine ganz individuelle Geschichte", so begannen Rukiye Cankiran und Mirjana Javornik von Flaks e. V. ihren Vortrag. Wie sehen die Lebensrealitäten der "Stark im Beruf"-Teilnehmerinnen genau aus? Welche Wünsche haben sie und welche Herausforderungen meistern sie? "Viele Frauen, die zu Flaks in die Beratung kommen, haben in ihrer Heimat eine gute Ausbildung abgeschlossen und bringen eine hohe Motivation mit", so Mirjana Javornik. "Da die Kinder meist schon älter sind, werden sie auch langsam selbstständiger und das gibt Raum für den beruflichen Neustart", ergänzte Rukiye Cankiran.

Elke Loh, Geschäftsführerin von Flaks e. V., führte durch
die Veranstaltung

Manchmal gibt es aber auch familiäre Gründe, die die beruflichen Pläne der Frauen erschweren: Einige sind alleinerziehend oder bekommen von ihrem Partner nicht genug Rückhalt, wiederum andere fühlen sich der traditionellen Frauenrolle der Mutter und Hausfrau sehr verbunden. Darum sei es so wichtig, dass es Projekte wie "Stark im Beruf" gibt, die Frauen Mut machen, ihren eigenen beruflichen Weg zu gehen. Und es brauche noch mehr Vorbilder, Frauen, die es geschafft haben und zu Recht stolz auf sich sein können.

Austausch in den Foren

Welche Angebote machen fit für den Arbeitsmarkt?

Wie können Unternehmen mit "Stark im Beruf" zusammenarbeiten und welche Angebote machen fit für den Job? Diese Fragen standen im Fokus der beiden anschließenden Foren. Patenschaftsprogramme, Speed-Datings, Betriebsbesichtigungen und die Nutzung von Praktikumsbörsen der Kammern waren nur einige der Vorschläge aus dem Publikum, um Mütter noch erfolgreicher in Unternehmen zu vermitteln. Auch mehr Offenheit für individualisiertes Lernen und Weiterbilden sowie Netzwerkmöglichkeiten für Frauen waren Ideen, um Mütter mit Migrationshintergrund noch besser zu unterstützen. Insgesamt konnten zahlreiche Impulse für die zukünftige Beratungs- und Vermittlungsarbeit gesammelt werden. "Ein sehr guter Start für die nächsten vier Jahre von 'Stark im Beruf'", freute sich Flaks-Geschäftsführerin Elke Loh.