Durch Mentoring können Mentees Selbstbewusstsein und Mut entwickeln, ihre eigenen Ziele zu definieren und den nächsten Schritt anzugehen. Seit Januar profitieren akademisch oder beruflich gut ausgebildete Frauen aller Altersgruppen vom Kurzzeit-Mentoring des Expertinnen-Netzes. Die Projektmitarbeiterinnen Anika Dickmann und Dr. Rita Panesar berichten im Interview über Ziele und Angebote des neuen durch die Hamburger Sozialbehörde geförderten Projekts.
Dr. Rita Panesar:
Frauen, insbesondere solche, die unentgeltliche Care-Arbeit wie die Pflege von Angehörigen und Kindererziehung leisten, sind auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor unterrepräsentiert. Sie arbeiten im Durchschnitt weniger und erhalten niedrigere Gehälter. Dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt fehlen, ist angesichts des Fachkräftemangels, der sich in der Corona-Krise noch einmal verschärft hat, fatal.
Anika Dickmann:
Auch für die Frauen selbst hat die Tatsache, dass sie am Arbeitsmarkt unterrepräsentiert sind, negative Konsequenzen – weniger gesellschaftliche Teilhabe und Gestaltungsmöglichkeit, Abhängigkeit von ihren Partnern, aber auch drohende Altersarmut.
Dr. Rita Panesar:
Die Mentorinnen stehen den Mentees mit ihrem Erfahrungswissen aus ihrer eigenen Biografie sowie mit ihrer Fach- und Branchenkenntnis zur Seite. Sie haben dabei auch ein offenes Ohr für die unterschiedlichen Herausforderungen des Berufs und Alltags, die Mentees bewältigen müssen. Alle Mentorinnen arbeiten ehrenamtlich. Der Umgang ist wertschätzend.
Anika Dickmann:
Das Programm richtet sich an Frauen verschiedenen Alters, die auch durch die besonderen Herausforderungen der Corona-Pandemie Perspektiven suchen. Angesprochen werden alle Frauen, die eine berufliche oder akademische Ausbildung absolviert haben, Berufsanfängerinnen oder Wiedereinsteigerinnen sind oder sich in Prozessen der Umorientierung oder auch der Karriereplanung befinden.
Dr. Rita Panesar:
Die Bandbreite der Themen und Anliegen ist groß: Der nächste Karriereschritt, der Wiedereinstieg nach der Elternzeit, Durchsetzungsstrategien in einem männlichen Führungsteam, der Wunsch nach einem Branchenwechsel, aber auch informelles Wissen: Wie trete ich in dem Betrieb auf? Was sind passende Small-Talk-Themen? Wie sehr zeige ich mich? Wie selbstbewusst kann ich verhandeln?
Anika Dickmann:
Im Zentrum steht oft das Empowerment. Eine Mentorin sagte uns‚ sie hätte sich damals jemanden gewünscht, der an sie geglaubt und ihr Mut gemacht hätte. Diese Person möchte sie nun gern für jüngere Frauen sein.
Dr. Rita Panesar:
Mentorin und Mentee treffen sich nach einem strukturierten Matching-Prozess zunächst dreimal im Café, online oder bei uns in der KWB. Danach besteht die Möglichkeit, bis zu fünf weitere Termine zu verabreden.
Anika Dickmann:
Mentorinnen sind oft eine Art Role Model. Über ihre persönlichen Berichte erfahren Mentees beispielhaft, wie die Mentorinnen eigene Herausforderungen gemeistert haben. Es kann auch mal um einfache Tipps oder Kontakte gehen.
Anika Dickmann:
Alle unsere Mentorinnen sind beruflich erfahrene Frauen. Daneben haben sie verschiedene Schwerpunkte oder spezielles Erfahrungswissen. Sie sind beispielsweise Expertinnen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für Krisenbewältigung oder dafür, die einzige Frau in einem Team zu sein. Sie möchten sich für Frauen engagieren und sie dabei unterstützen, eigene Ziele zu erreichen.
Dr. Rita Panesar:
In unserer Startphase wurde deutlich: Mentorinnen sehen die ehrenamtliche Arbeit als Gewinn. Sie erleben es als sinnstiftend, ihr Know-how weitergeben zu können, lernen neue Perspektiven und Lebenswirklichkeiten kennen und werden für ihre aktuellen Tätigkeiten neu inspiriert. Viele Mentorinnen schätzen auch das Netzwerk der Expertinnen, in dem sie sich miteinander austauschen und neue Impulse erhalten können.
Anika Dickmann:
Über unseren Fragebogen und das ausführliche Vorgespräch erfahren wir, in welcher Situation sich die Mentee befindet und welchen Herausforderungen sie mithilfe von Mentoring begegnen möchte. Wir wählen dann eine Expertin aus unserem Netzwerk aus, die über eigene Erfahrung und weitere Expertisen in diesem Bereich verfügt.
Dr. Rita Panesar:
Wir möchten Chancengerechtigkeit vorantreiben und Frauen auf dem Arbeitsmarkt stärken – gerade auch solche Frauen, die vor besonders vielen gesellschaftlichen Hürden stehen. Wir möchten Türen öffnen und dazu beitragen, dass Frauen unabhängig von gesellschaftlichen Zuschreibungen und Geschlechterstereotypen ihr volles Potenzial entfalten können. Wir sehen Mentoring als wirkungsvolles Instrument – gegen den Fachkräftemangel und für Hamburger Frauen und deren Familien.
Haben Sie Interesse, sich als ehrenamtliche Mentorin einzubringen? Dann melden Sie sich gern beim "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen". Den Kontakt finden Sie untenstehend.
Frauen, die das Angebot als Mentee in Aspruch nehmen möchten, können sich telefonisch beraten lassen oder direkt den ausgefüllten Fragebogen an das Projekt senden. Die Mitarbeiterinnen melden sich dann zeitnah bei Ihnen zurück.
Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen
Anika Dickmann und Dr. Rita Panesar
E-Mail: expertinnen-netz@kwb.de
Tel.: 040 334241-419
Fotos: © KWB
Sie wünschen sich Beratung durch eine Mentorin?
Dann lassen Sie uns den ausgefüllten Fragebogen zukommen.
Wir freuen uns darauf, Sie kennenzulernen.
Janna Bischoff
Tel.: 040 334241-461
Anika Dickmann
Tel.: 040 334241-419
Tara de Pinho
Tel.: 040 334241-420
Dr. Rita Panesar
Tel.: 040 334241-422
Christine Robben
Tel.: 040 334241-260
Franca von Hacht
Tel.: 040 334241-452
E-Mail:
expertinnen-netz@kwb.de
Das "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" wird im Rahmen des Projekts "Fachkräfte für Hamburg" von der Sozialbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert.