Die Teilzeitausbildung ist immer noch wenig bekannt, dabei ist sie ein Gewinn für alle Beteiligten: Unternehmen profitieren von enormer Motivation und einem größeren Bewerberpool. Eltern, pflegende Angehörige und Menschen, die aus einem anderen Grund keine Ausbildung in Vollzeit absolvieren können, sichern ihre Zukunft auf dem Arbeitsmarkt. Wie gut und unkompliziert das moderne und familienfreundliche Modell der Ausbildung in der Praxis funktioniert, erläutern Sabrina Szeroka, in Teilzeit ausgebildete Kauffrau im Dialogmarketing, und Alina Crew, Fachbereichsleiterin Personalentwicklung und Berufsausbildung bei der Hamburger Hochbahn AG, im Interview mit dem ServiceCenter Teilzeitausbildung. Die Beratungsstelle hat die junge Mutter auf dem Weg in die Ausbildung begleitet.
Sabrina Szeroka: Ich habe die Ausbildung zur Kauffrau im Dialogmarketing im August 2019 bei der Hamburger Hochbahn begonnen und konnte sie im Juni 2022 abschließen. Für mich wäre eine Ausbildung in Vollzeit wegen meiner Kinder sehr schwierig gewesen. Eine Teilzeitausbildung war für mich eine gute Alternative, um Familie und Berufsleben im Einklang zu halten.
Sabrina Szeroka: Über meine Freundin habe ich vom Beratungsangebot des ServiceCenters Teilzeitausbildung erfahren. Während der Beratung haben wir dann gemeinsam geschaut, welcher Ausbildungsberuf und welches Unternehmen zu mir und meinen Fähigkeiten passen könnte. So bin ich dann zur Hamburger Hochbahn gekommen.
Alina Crew: Wir bilden seit 2017 Kaufleute im Dialogmarketing in Teilzeit aus. Da die Anschlussbeschäftigung nach der Ausbildung ebenfalls in Teilzeit umgesetzt wird, ist es sinnvoll, schon während der Ausbildungszeit auf ein gutes Matching der Arbeitszeitmodelle zu achten.
Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen mit unseren Teilzeitauszubildenden gemacht. Durch die Teilzeitausbildung können wir junge Eltern im Rahmen der Familienförderung, Betreuer und Betreuerinnen von pflegebedürftigen Familienangehörigen unterstützen sowie Menschen mit Behinderung eine Berufsausbildung ermöglichen, für die eine ganztägige Ausbildung eine übermäßige Belastung darstellt. So fördern wir mit dem flexiblen Ausbildungsmodell auch die Vielfalt im Unternehmen.
Alina Crew: Unsere Teilzeitauszubildenden sind mit 30 Wochenstunden bei uns beschäftigt. Zwei Tage in der Woche sind sie in der Schule und drei Tage im Betrieb. Die Tage im Betrieb sind sie jeweils fünf Stunden anwesend. Die beiden Schultage gliedern sich in einen Ganztagesschultag und einen halben Tag Schule auf. An dem halben Schultag werden die Auszubildenden von uns ganztägig freigestellt, dieser wird als voller Arbeitstag angerechnet, damit sie die Möglichkeit zum Lernen und Nachbereiten haben, während z. B. die Kinder in der Kita sind.
Sabrina Szeroka: Die Kinderbetreuung hat während der Ausbildung gut geklappt. Ich habe für die Zeit der Ausbildung einen Zehn-Stunden-Kita-Gutschein bekommen. Wenn meine Töchter krank waren, dann waren die Ausbilder und Vorgesetzten immer sehr kulant und verständnisvoll – sie wissen, dass ich Kinder habe, und verstehen, dass sie auch mal krank werden. Auch bei den Arbeitszeiten waren alle immer sehr kulant, falls es Probleme bei der Betreuung meiner Kinder in den Randzeiten gab. Hier war eine offene Kommunikation immer das Wichtigste.
Zusätzliche Förderung und Unterstützung haben wir bei der Hochbahn auch bekommen: Es gibt die Möglichkeit, eine Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen, falls man längerfristig Betreuungsprobleme hat. Nach vorheriger Anmeldung hat man ein bestimmtes Betreuungskontingent bei der Hochbahn. Da meine Familie in der Nähe wohnt, hatte ich das Glück, dass bislang mein Mann oder meine Familie immer spontan einspringen konnte.
Alina Crew: Die Grundvoraussetzung ist die Klärung der innerbetrieblichen Rahmenbedingungen. Dazu zählen z. B. die Gestaltung der wöchentlichen Arbeitszeiten im Betrieb oder in welcher Form die Berufsschulzeiten angerechnet werden. Eine Herausforderung ist, dass die Handelskammer die Ausbildungszeit bei Teilzeitauszubildenden verlängert. Je nach Alter und Vorbildung kann eine Verkürzung möglich sein, aber dies erfordert stets einer individuellen Prüfung und Bewertung.
Alina Crew: Unsere Teilzeitausbildenden sind mehrheitlich junge Mütter, die bereits viel Verantwortung tragen. Sie wissen um die Bedeutung der Ausbildung für ihre Zukunft und die ihrer Kinder. Daher nehmen sie die Ausbildung mitunter sogar ernster als jüngere Auszubildende ohne Verpflichtungen. Auf der anderen Seite haben sie während ihrer Ausbildung oftmals mehr Herausforderungen zu bewältigen, zum Beispiel wenn das Kind erkrankt ist oder Sorgerechtsfragen nicht abschließend geklärt sind.
Alina Crew: Unser Ziel ist es, jeder und jedem Auszubildenden ein Übernahmeangebot zu machen. Unsere Übernahmequote liegt daher bei über 90 Prozent.
Sabrina Szeroka: Ja, ich arbeite nach der Übernahme 25 Stunden in der Woche in Teilzeit. Der Übergang verlief sehr gut: Bereits Monate vor Ende der Ausbildung wurde geprüft, ob es freie Stellen gibt, die zu mir passen würden. Als eine Stelle gefunden war, habe ich bereits drei bis vier Monate vor Abschluss der Ausbildung begonnen, dort zu arbeiten. So konnten wir schauen, ob das Team harmoniert und ob mir die Arbeit gefällt. Seitdem arbeite ich in dem für die Stromversorgung zuständigen Ressort bei der Hochbahn. Ich bestelle vor allem Materialien für neue Versorgungsprojekte und buche Wareneingänge. Außerdem ist ein großer Teil meiner Arbeit die Zeitwirtschaft für die Kolleginnen und Kollegen in der Schaltwarte. Ich freue mich sehr darüber, dass ich nach der Ausbildung direkt übernommen wurde!
Das ServiceCenter Teilzeitausbildung vermittelt geeignete Auszubildende in Teilzeit und begleitet Unternehmen und Auszubildende während der Teilzeitausbildung. Wenn Sie Fragen rund um das Thema Teilzeitausbildung haben, wenden Sie sich gern an uns unter 040 334241-377/-371 oder per E-Mail an teilzeitausbildung@kwb.de.
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